Wir haben Ende März und neben dem Frühling stehen bei uns in NRW in relativ kurzer Zeit die drei Veranstaltungen „SpielDoch“ in Dortmund, „Ratinger Spieletage“ und der „Spielewahnsinn“ in Herne an. Dort werden die ersten Neuheiten zu kaufen sein, die im Januar in Nürnberg vorgestellt wurden. Während ich mich auf die Veranstaltungen freue und auf jeden Fall in Dortmund und wahrscheinlich in Herne vor Ort sein werde, sieht das bei den Neuheiten ganz anders aus. Das ist auch nicht erst seit kurzem so, sondern schon mehrere Monate, wenn nicht gar Jahre der Fall.
Zum ersten Mal so richtig bewusst wurde es mir letztes Jahr, in der Vorbereitung zur SPIEL. Preview-List bei BGG durchforsten? Hab ich gemacht, aber irgendwie ohne großen Reiz daran, etwas neues zu Entdecken. YouTube und andere Kanäle habe ich schon gar nicht mehr genutzt, eher im Gegenteil: Fast alles was mein Podcatcher automatisch heruntergeladen hatte, habe ich direkt und ohne zu hören gelöscht. Hatte ich dennoch eine schöne Messe? Ja und wie. Hab ich es vermisst, dass mir viele der „großen“ bzw. „gehypten“ Titel etwas sagen? Nein, überhaupt nicht. Aber irgendwie war das dennoch komisch.
Was mache ich hier überhaupt?
Zugegeben, diese Frage habe ich mir in den letzten Monaten öfters gestellt. Natürlich kommt diese Frage nicht alleine, sondern bringt direkt ein paar Freunde mit:
- Wieso gehst du überhaupt auf eine Messe, die sich fast ausschließlich den Neuheiten widmet?
- Wieso liest, schaust und hörst du überhaupt den ganzen Content, wenn es dich doch sowieso kaum bis gar nicht interessiert?
- Bin ich überhaupt noch geeignet, einen seriösen Podcast zu betreiben?
- Ist es überhaupt noch das richtige Hobby?
Tja und was macht man mit solchen Fragen? Natürlich versucht man sie für sich zu beantworten. Und eines vorweg: Es ist immer noch das richtige Hobby für mich und ich behaupte immer noch von mir, dass ich sowohl den Podcast, als auch jetzt diesen Blog, seriös betreiben kann und das weiterhin möchte. Wäre sonst auch ganz schön komisch, dennoch den Blog zu starten. Die beiden anderen Fragen lassen sich im Grunde ähnlich einfach beantworten. Die Messen sind für mich mehr als nur eine Shoppinggelegenheit. Hier geht es für mich um die sozialen Kontakte zu all den Menschen, die man vielfach nur auf solchen Veranstaltungen trifft und sich zu denen in den letzten Jahren Freundschaften entwickelt haben. Klar ist es schön dort auch zu spielen, aber das dieses im Fokus für mich steht ist bereits ein paar Jahre her.
Die Frage zum Content sieht da aber ganz anders aus. Hier hat sich mein Fokus inzwischen stark gewandelt. Kanäle, die sich hauptsächlich den Neuheiten und deren Vorstellung widmen, konsumiere ich nur sehr sehr wenig. Somit wird hier viel gelesen oder gehört, was etwas anders macht. Oder aber Spiele gezielt und seriös bespricht, sprich nicht nur nach der Erstpartie und danach nie wieder. Wer jetzt genau gelesen hat, dem ist aufgefallen, dass ich nur von lesen und hören geschrieben habe. Das ist auch korrekt so, da ich Videos inzwischen fast gar nicht mehr schaue. Hier beschränke ich mich auf 2-3 Kanäle, denen ich noch Folge. Aber selbst dort wird nicht alles geschaut. Aktuelle Ausnahme: Abgewürfelt mit ihrer Doku-Reihe zur Spielentwicklung im Selbstversuch.
Aber was führte überhaupt zu diesen Gedanken?
Hier habe ich für mich mehrere Gründe ausgemacht. Es ist zudem ein Zusammenspiel dieser. Jeder alleine hätte vermutlich nicht dazu geführt. Angefangen hat es wohl damit, dass ich vom Spielertyp mich so entwickelt habe, dass ich lieber ein Spiel häufig spielen und hierbei tief ergründen möchte. Da die Zeit, leider oder zum Glück?, endlich ist, komme ich hier nicht dazu, sehr viele Spiele in der Häufigkeit zu spielen, wie ich gerne möchte. Dazu passt es nicht, immer wieder Neues anzuschaffen und das Vorhandene erstmal zur Seite zu schieben. Versteht mich nicht falsch: Auf den Messen oder auch Brettspielwochenenden probiere ich nach wie vor auch vieles Neues aus. Aber der noch vor ein paar Jahren übliche darauf folgende Kauf, der bleibt jetzt meistens aus. Was das bedeutet? Nach 4 Tagen SPIEL bin ich mit 3 Käufen nach Hause gefahren und war super glücklich.
Gleichzeitig hat sich mein Geschmack dahin entwickelt, dass ich Spiele am oberen Komplexitäts-Ende und Wargames bevorzuge. Das ist in keinster Weise abwertend gegenüber andere Geschmäcker gemeint, sondern einfach das, was mich derzeit am meisten reizt.
Die meisten Kanäle, die ich früher konsumiert habe, betrachten diese Spiele nicht oder nur sehr rudimentär, was zu einem abnehmenden Interesse an diesen Kanälen führte. Interessanterweise habe ich aber nie nach Kanälen gesucht, die dieses Spektrum abdecken. Das selbst erkunden und ausarbeiten von Strategien finde ich zu spannend, als das ich von anderen hiervon etwas erfahren möchte. Wie ich dann dennoch von neuen Titeln erfahre, die etwas für mich sein könnten? Die Schwarmintelligenz regelt das schon. Ist etwas spannendes für mich irgendwo erschienen, werden schon ausreichend darüber berichten, so dass ich es mitbekomme. Und selbst wenn doch nicht, ist das auch ok. Wie soll man etwas vermissen, von dessen Existenz man nicht weiß?
Der letzte Punkt, der zu meiner Selbstreflexion führte, war, dass nun einmal der Großteil der Kanäle regelmäßig bis hauptsächlich über Neuheiten berichtet. Immer und immer wieder bekomme ich mit, wie dort das neue Paket von diversen Verlagen geöffnet wird. Es wird sich ausgetauscht, wer schon welches Rezensionsexemplar erhalten hat. Wer ist denn der richtige Ansprechpartner für dieses oder jenes bei welchem Verlag. Wie schnell muss der Artikel zu dem Spiel erscheinen, damit es den Hype noch mitnimmt? All das sind Themen und Fragen, die ich mir noch nie gestellt habe, aber gleichzeitig dazu führten, dass ich an mir und meiner Art das Hobby zu betreiben anfing zu zweifeln.
Kann ich guten und seriösen Content erzeugen, wenn ich gleichzeitig nicht dem Neuesten heißen Kram hinterher laufe?
Für mich lautet diese Antwort: ja, dass kann ich. Schließlich liegt der Fokus für mich gar nicht darauf über die neuesten Spiele zu berichten. Mein Interesse verwirkliche ich durch die Metathemen im Podcast und das wird auch so bleiben. Und hier auf dem Blog? Tja, dass wird die Zeit zeigen. Diverse Ideen schwirren zwischen meinen Synapsen herum und möchten nach draußen. Da sind auch Ideen zu Spielen bei. Wie und wann das kommt? Das wüsste ich auch gerne.
Kennt ihr solche Gedanken? Habt ihr selbst an einem Hobby gezweifelt, weil euch die Umstände dazu gebracht haben? Lasst gerne Feedback da. Wie immer hier oder auf unserem Discord!

Hinterlasse eine Antwort zu Herr Tommi Antwort abbrechen