Künstliche Intelligenz ist präsenter denn je und bietet reichlich Diskussionsstoff. Doch warum ist das so? Was bewegt die Gemüter, und welche Hoffnungen oder Befürchtungen sind mit diesem Mysterium verbunden?
Hätte man mich vor einigen Jahren gefragt, welches Unternehmen oder welche Visionen ich mit K.I. verknüpfe, wäre meine Antwort wohl stark von der Filmwelt beeinflusst gewesen. Skynet und Weyland – fiktive Konzerne, die für viele Menschen mit der Vorstellung einer bedrohlichen K.I. verbunden sind. Diese Unternehmen sind verantwortlich für die dystopischen Szenarien der „Terminator“- und „Alien“-Filmreihen. Die Ideen von Maschinenherrschaft und menschenähnlichen Androiden waren in den 1980ern ihrer Zeit weit voraus – und fast ausschließlich negativ behaftet.
Heute denken die meisten Menschen wohl eher an OpenAI und deren Chatbot ChatGPT, wenn es um K.I. geht. OpenAI existiert erst seit 2015, hat aber bereits einen Marktwert von gut 100 Milliarden Dollar erreicht. Zwar entstehen hier (noch) keine zerstörerischen Terminatoren, aber dennoch wächst die Angst vor einer neuen Art von Dystopie: dem kulturellen Verfall, dem Verlust kreativer Schöpfungskraft und der Furcht vor Kontrollverlust. K.I. wird zunehmend für politische Manipulation genutzt, während gefälschte Biografien, Videos und Bilder das Netz überfluten. Die Entwicklung schreitet so rasant voran, dass selbst Experten 2023 dazu rieten, die Forschung zu verlangsamen, um die Auswirkungen besser zu verstehen. Das Future of Life Institute stellte sogar die Frage, ob wir bereit sind, die Zukunft der Zivilisation zu riskieren.
Doch muss man wirklich nur bis zu Cameron und Scott zurückblicken? Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ von 1962 enthält eine scharfsinnige Aussage: „Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.“ Diese Erkenntnis wirkt wie eine Warnung – oder vielleicht eine Handlungsaufforderung? Sollten wir uns vielleicht fragen, wie wir sinnvoll mit der K.I. leben können, statt sie zu verteufeln?
Die Rolle der K.I. in der Brettspielwelt
Aber lassen wir die großen Fragen kurz ruhen und richten den Blick auf unser Hobby: Brettspiele. Welche Auswirkungen hat K.I. hier?
Eine gezielte Nutzung von K.I. könnte die Spielentwicklung revolutionieren. Sie ermöglicht extrem effizientes Playtesting – zehntausende Testpartien lassen sich in kürzester Zeit simulieren. So kann bereits früh Feedback eingeholt werden, schon bevor ein Prototyp überhaupt existiert. Auch das Balancing lässt sich objektiv und mathematisch optimieren. K.I. könnte zudem helfen, Regeln klar zu formulieren oder Spielanleitungen zu strukturieren.
Kreativ eingesetzt, kann K.I. Storyelemente entwickeln, Charaktere gestalten und konsistente Ikonografie erschaffen – besonders nützlich für Storytellingspiele. In Zukunft könnte sie sogar als Dungeon Master oder Bot-Spieler agieren, um Solo-Erlebnisse zu bereichern. Systeme wie das Teburu Board von Pegasus zeigen bereits erste Ansätze einer digitalen Spielintegration. Was hier in Zukunft möglich gemacht wird, kann richtungsweisend sen.
Doch bedeutet das eine goldene Zukunft mit perfekten Spielen ohne großen Aufwand? Mitnichten! Die Schattenseiten sind offensichtlich.
K.I. in der Kritik: Verlust von Kreativität und Emotion
Der Einsatz von K.I. in kreativen Bereichen ist umstritten. Bei der Oscarverleihung 2025 wurde etwa „The Brutalist“ kritisiert, weil er K.I. zur Optimierung von Sprachakzenten verwendete – ein „Verrat am Schauspielhandwerk“.
Auch in der Brettspielszene regt sich Widerstand. Die Spiele „Path of Civilization“ und „Foxpaw“ wurden stark kritisiert: Ersteres wegen K.I.-generierter Grafiken bei gleichzeitig hohem Preis, letzteres wegen angeblich intransparenter Nutzung von K.I., was zu einem massiven Bewertungsabfall auf BoardGameGeek führte.
Der größte Kritikpunkt: K.I. kann zwar mathematisch optimierte Mechaniken schaffen, aber keine Emotionen oder soziale Dynamiken erfassen. Ein perfekt ausbalanciertes Spiel ist nicht automatisch spaßig oder spannend. K.I. analysiert Daten, doch ohne menschliche Erfahrung bleibt ihre Interpretation unzureichend. Fehlerhafte Datensätze oder unzureichendes technisches Verständnis des Entwicklers können zudem zu falschen Ergebnissen führen.
K.I. als Werkzeug, nicht als Ersatz?
Ob und wie wir den Einsatz von K.I. in Brettspielen akzeptieren, bleibt eine offene Frage. Fakt ist: Sie kann ein mächtiges Hilfsmittel sein – aber sie ersetzt keine menschliche Kreativität. Am Ende des Tages sind es doch Gefühle und Emotionen, die Brettspiele so faszinierend machen. So bleibt es wohl auch in Zukunft Captain Kirks Aufgabe, die Richtung vorzugeben, während Spock mit Logik unterstützt.
Oder um es mit Spock zu sagen: „Ohne Kreativität gibt es keine Entwicklung.“
In diesem Sinne,
Bleibt euch treu, Euer Jens W.
Wie seht ihr das? Ist Möbius‘ Aussage eine Warnung oder eine Motivation? Habt ihr Angst vor einer Zukunft unter K.I.-Kontrolle, oder seid ihr optimistisch? Und wie steht ihr zur Nutzung von K.I. in der Brettspielentwicklung? Diskutiert mit uns in den Kommentaren oder auf unserem Discord-Kanal!

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