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First Contact – Oliva von Costa & Rola

Mediterrane Landwirtschaft mit Leidenschaft – oder die Leiden schafft?

In Oliva übernehmen ein bis vier Spielende die Leitung eines Olivenbetriebs. Wir ernten Oliven, pressen Olivenöl und exportieren dieses anschließend gewinnbringend. Das ungewöhnliche Thema und die stimmige Optik bilden einen schönen Rahmen für einen bewusst reduzierten Deckbuilder.

Eckdaten zum Spiel

Titel: Oliva
Autor: Costa & Rola
Illustration: Marina Costa
Verlag: PYTHAGORAS (Original), huch (deutsche Version)
Erscheinungsjahr: 2025
Spieleranzahl: 1-4
Spieldauer: 30-45 Minuten
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Mechaniken: Deckbuilding
Komplexität: gering

Simpel, aber keinesfalls trivial

Im Kern ist Oliva ein klassischer Deckbuilder, der sich – anders als viele moderne Vertreter – auf seine Grundmechanik konzentriert. Zu Beginn eines Zuges ziehe ich fünf Karten aus meinem Deck und wähle zwei davon aus, die ich ausspielen möchte; der Rest wandert auf den Ablagestapel.

Der besondere Kniff liegt im Umgang mit diesen Karten: Die beiden gewählten Aktionen werden zunächst verdeckt in die untere Reihe eines kleinen 2×2-Tableaus gelegt. In der oberen Reihe befinden sich offen die beiden Karten aus der vorangegangenen Runde. Haben alle ihre Wahl getroffen, wird reihum jeweils eine der beiden neuen Karten aufgedeckt und ausgeführt.

Und jetzt wird es interessant: Die Stärke der gewählten Aktion hängt davon ab, wie viele identische Aktionen aktuell auf den Tableaus aller Spielenden sichtbar sind. Je häufiger eine Aktion vertreten ist, desto stärker fällt sie aus. Was zunächst wie ein kleines Regeldetail wirkt, sorgt am Tisch für überraschend viel taktisches Timing und Vorausplanung – deutlich mehr, als man bei einem Deckbuilder dieser Gewichtsklasse erwarten würde.

Die eigentlichen Aktionen hingegen sind bekannt: Wir kaufen neue, stärkere Karten, produzieren Güter in zwei Qualitätsstufen – Oliven und Olivenöl – und wandeln diese über Verkäufe oder Exporte in Siegpunkte um. Diese Siegpunkte „verstopfen“ anschließend wie gewohnt unser Deck. Doch auch hier gibt es einen eleganten Zusatz: Neben den klassischen Siegpunktkarten existieren Länder­karten mit unterschiedlichen Symbolen. Diese können wir entweder kaufen und auf die Hand nehmen oder – alternativ – für einen kleinen Bonus in die allgemeine Auslage spielen. Am Spielende werden dann die eigenen Länderkarten mit den passenden Symbolen der Auslage multipliziert und ergeben zusätzliche Punkte.

Und was bleibt vom Thema und der Atmosphäre?

Die reduzierte Optik passt hervorragend zum Spiel und das friedliche, entspannte Setting sorgt für angenehme Stimmung am Tisch. Zwar entsteht durch die Auslage ein gewisses Maß an Interaktion, aber es baut sich keine konfrontative Atmosphäre auf, wie man sie bei vielen modernen Kartenspielen dieser Größe findet.

Stattdessen vermittelt Oliva eine leicht romantisierte Form des klassischen Landwirtschaftsgefühls – mit Ausnahme der harschen Agricola-Variante natürlich. Wie bei vielen Spielen dieses Genres könnte das Thema theoretisch ausgetauscht werden, doch hier ist es passend umgesetzt und stört an keiner Stelle.

Für wen eignet sich das Spiel?

Oliva ist für mich ein Spiel, das nahezu jede Zielgruppe ansprechen kann. Etwas erfahrene Kinder ab acht Jahren finden hier eine angenehm fordernde Herausforderung, während Viel- und Expertenspielende ein entspanntes Kaffee- und Kuchenspiel genießen können. Einfache, schnell erlernbare Regeln treffen auf spannende Entscheidungen, die immer wieder kleine Glücksmomente erzeugen.

Wer also mit der richtigen Erwartungshaltung an das Spiel herangeht, keinen epischen Strategiebrocken erwartet und Deckbuilder mag (und wer tut das nicht?), wird hier eine wirklich gute Zeit verbringen.

Fazit:

Für mich ist Oliva eine kleine Perle des Jahrgangs. Die reduzierte Optik und der ebenso konzentrierte Mechanismus gefallen mir ausgesprochen gut. Natürlich schätze ich auch komplexere Deckbuilder wie Dune Imperium oder Imperium – vielleicht sogar noch mehr –, aber Oliva bietet mir nach Feierabend in nur 30 Minuten eine wunderbar entspannte Spielerfahrung.

Ob das Spiel langfristig in Erinnerung bleibt, kann ich noch nicht sicher sagen. Doch selbst wenn nicht, bietet Oliva für unter 20 € mindestens eine komplette „Erntesaison“ voller Spielspaß in einer kleinen Schachtel. Wenn euch das Thema nicht abschreckt und ihr euch auf gehobene Familienspiele oder leichte Kennerspiele einlassen könnt, ist Oliva für mich ein echter (Geheim-)Tipp und eine klare Empfehlung.

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