Wenn ich nach meinen Hobbys gefragt werde, ist eines immer ganz vorne dabei: Brettspiele. Natürlich könnte ich auch Gesellschaftsspiele sagen, allerdings fühlt sich das irgendwie nicht richtig an, denn ich spiele am liebsten solo.
Ich kann jeden verstehen, der das erst einmal ein bisschen verrückt findet. Immerhin sind physische Spiele in der Regel etwas, das man mit anderen Menschen teilt, und fast jeder hat Erinnerungen an endlose Partien Monopoly, Catan oder andere Spiele mit Familienmitgliedern oder Freunden.
Brettspiele solo spielen ist definitiv ein noch recht neues Phänomen beziehungsweise ein relativ junges Hobby im Hobby. Zwar gab es schon immer Spiele, die solo spielbar waren, allerdings waren das eher Ausnahmen, die häufig im Puzzle- oder Rätselbereich angesiedelt waren. Beispiele hierfür sind der Klassiker Tangram oder das Krimispiel Sherlock Holmes Consulting Detective.
Einen regelrechten Boom erleben Solospiele erst seit etwa 15 Jahren. Zu dieser Zeit fingen die Verlage an, immer öfter Solomodi in ihre Spiele zu integrieren oder rein solo spielbare Spiele auf den Markt zu bringen. Als ich mich also 2020 wieder mit Spielen beschäftigte, konnte ich schon auf eine breite Auswahl an verschiedenen Spielen zugreifen – ein perfekter Zeitpunkt für den Einstieg.
Aber was macht den Reiz von Solospielen aus? Für mich sind das klassische Mehrspielerspiel und das Solospiel zwei unterschiedliche Hobbies. Während ich im Multiplayer die Interaktion mit den Mitspielern genieße und mich freue, Zeit mit Freunden zu verbringen, ist das Solospiel eher eine Achtsamkeitsübung und die Spielmechanik steht im Vordergrund. Wenn ich mir ein Solospiel aufbaue und spiele, nehme ich mir Zeit für mich. Ich kann mich komplett auf das Erleben des Spiels konzentrieren und es in aller Ruhe entdecken. Und wenn ich eine Partie heute nicht zuende spielen kann, mache ich einfach an einem anderen Tag weiter, ein weiterer Vorteil, wenn die einzigen Mitspieler Automas oder KIs sind. Da inzwischen wirklich viele Spiele mit Solomodi erscheinen, ist die Auswahl enorm und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Grundsätzlich lassen sich die Spiele in drei Kategorien einteilen:
Reine Solospiele
Bei reinen Solospielen handelt es sich um Spiele, die explizit für eine Person gedacht sind. Diese Spiele sind ein hervorragender Einstieg, um das Solospielen auszuprobieren, da keinerlei Anpassungen der Spielmechaniken erforderlich sind. Der Spieler muss also weder einen Automa verwalten, noch mehrere Rollen übernehmen. Auch die thematische Bandbreite ist hier inzwischen sehr groß. In dieser Kategorie sind folgende Spiele auf jeden Fall einen Blick wert:



Fertig von 2F Games (ca. 14 €)
Bei Fertig muss ein Stapel Karten sortiert werden, wobei dem Spieler verschiedene Aktionen zur Verfügung stehen, um die Reihenfolge der Karten zu manipulieren. Eine schnell gespielte kleine Denksportaufgabe.
Warp´s Edge deutsche Ausgabe vom Schwerkraft Verlag (ca. 40 €)
Warp´s Edge ist ein Bagbuilder, bei dem der Spieler über mehrere Runden gegen feindliche Raumschiffe kämpft. Dabei verbessert er kontinuierlich seine Waffen und kämpft sich durch die feindlichen Linien, bis er schließlich dem Alien-Mutterschiff gegenübersteht.
Nemo´s War deutsche Ausgabe von Frosted Games (Sekundärmarkt)
Das Spiel schickt den Spieler gemeinsam mit Kapitän Nemo auf eine Reise mit Kapitän Nemo und der Nautilus. Dank des modularen Aufbaus und der verschiedenen Beweggründe von Nemo ist jede Reise anders – allerdings ist das Spiel auch ziemlich komplex. Wer sich aber die Mühe macht, die Regeln zu lernen, wird mit einem epischen Spielerlebnis belohnt.
Kooperative Spiele
Bei kooperativen Spielen treten die Spieler gemeinsam gegen das Spiel an, deshalb lassen sich die meisten kooperativen Spiele auch hervorragend solo spielen. Allerdings gibt es Spiele, bei denen der Solospieler dann zwei Spielerrollen übernehmen muss, was unter Umständen recht anspruchsvoll sein kann. Diese Spiele sollten angehende Solospieler auf jeden Fall ausprobieren:



Dorfromantik von Pegasus Spiele (ca. 30 €)
Auch das Spiel des Jahres 2023 ist ein hervorragendes Solospiel. Gemeinsam puzzeln die Spieler eine Landschaft und versuchen, möglichst Punkte zu erreichen.
Aeon´s End deutsche Ausgabe von Frosted Games (ca. 50 €)
Aeon´s End lässt die Spieler in die Rollen von Rissmagiern schlüpfen, die gemeinsam gegen eine Vielzahl verschiedener Erzfeinde kämpfen. Hier ist das Solospiel etwas anspruchsvoller: Es sollten auf jeden Fall zwei Rissmagier antreten, sodass der Spieler hier tatsächlich zweihändig spielen sollte.
Spirit Island deutsche Ausgabe von Pegasus (ca. 50 €)
Bei Spirit Island schlüpfen die Spieler in die Rolle von Geistern und verteidigen ihre Heimatinsel gegen Eroberer, die die Insel besiedeln wollen. Spirit Island ist mit seinen unzähligen Geistern hochkomplex und bietet eine enorme Spieltiefe. Gleichzeitig skaliert es sehr gut mit der Spielerzahl und lässt sich solo problemlos einhändig und mehrhändig spielen.
Kompetitive Spiele mit Solomodus
Bei kompetitiven Spielen mit Solomodus enthält das Spiel normalerweise einen Automa, der den Gegenspieler simuliert. Häufig sind das Kartendecks oder Tabellen, sodass neben dem eigenen Spielzug auch noch der Gegner verwaltet wird. Die Komplexität der Gegner variiert dabei enorm. Empfehlenswert sind hier auf jeden Fall:



Die Suche nach Planet X deutsche Ausgabe vom Schwerkraft Verlag (ca. 50 €)
Hierbei handelt es sich um ein Deduktionsspiel, bei dem die Spieler 12 bis 18 Himmelssektoren untersuchen und anhand der unterschiedlichen Himmelskörper die Position von Planet X bestimmen müssen. Da das Spiel sowieso immer mit App-Unterstützung gespielt wird, ist die Verwaltung des Gegners sehr intuitiv und geht leicht von der Hand.
Imperium Horizonte deutsche Ausgabe von Giant Roc (ca. 55 €)
Imperium Horizonte ist ein Deckbuilding-Spiel, bei dem sich der Spieler eines aus 14 Völkern aussucht und im Solomodus gegen ein anderes Volk antritt. Der Solomodus ist bei diesem Spiel wirklich liebevoll ausgearbeitet: Für jedes Volk gibt es einen eigenen Automa, der über eine Karte gesteuert wird. Anhand einer Prioritätenliste wird der Spielzug des Gegners bestimmt, was wirklich gut funktioniert und nach ein paar Partien sehr intuitiv von der Hand geht.
Arche Nova von Feuerland Spiele (ca. 50 €)
Auch dieses beliebte Spiel lässt sich sehr gut solo spielen. Dabei gibt es sogar zwei mögliche Spielmodi: Entweder greift man auf den mitgelieferten Solomodus zurück, was eine Art Optimierungspuzzle ist, oder man spielt gegen den simulierten Gegner A.R.N.O. Beim Automa-Gegner handelt es sich um eine Fan-Entwicklung, die entweder mit Karten gespielt wird oder in Form einer WebApp verwendet werden kann. Beides funktioniert sehr gut und macht Arche Nova zu einem fordernden und spaßigen Solospiel.
Natürlich kann das nur einer kleiner Überblick sein, inzwischen gibt es eine große Community für Solospieler. Wer sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen möchte, findet bei BoardGameGeek eine Liste der 200 beliebtesten Solospiele der Solo-Community.

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