André vs. Gloomhaven – Kapitel 1

Hier sind wir nun wieder, im Tutorial. Beinahe jedes Videospiel führt den Spieler mal schneller und mal langsamer, aber in der Regel spielerisch, in die Mechaniken des Spiels ein. Schauen wir uns beispielsweise ein Monster Hunter an, dort ist die gesamte Kampagne bis zu den Credits ein riesiges Tutorial für das Endgame.

Nun sind wir hier aber nicht in einem „normalen“ Videospiel, sondern in der digitalen Umsetzung eines Brettspiels und hier ist er wieder, mein ewiger Widersacher, das vom Spiel losgelöste Tutorial.
In insgesamt elf voneinander völlig losgelösten Tutorial-Kapiteln wird mir das Spiel erklärt. Aus meinem letzten Spielstand sehe ich, beim letzten Mal hatte ich Geduld für 5 Kapitel, bevor ich die Kampagne gestartet habe.
Nun wird aber alles anders, ich nehme mir die Zeit. Schließlich lese ich bei Brettspielen auch eine durchaus umfangreiche Anleitung, bevor ich meine ersten Züge auf dem Spielbrett mache.
Warum nicht auch hier Durchhaltevermögen beweisen? Es handelt sich schließlich um ein komplexes Brettspiel.

Legen wir los.

Auf geht’s ins Tutorial

Kapitel 1, die Grundlagen.

Wir fangen langsam an, mir wird ein vorgefertigter Barbar als Charakter gegeben und ich darf erst einmal lernen, wie der Kartenmechanismus funktioniert. Ich wähle 2 Karten wovon der Kartenwert der ersten ausgewählten Karte die Zugreihenfolge im späteren Kampf bestimmt. Jede Karte ist in einen oberen und einen unteren Bereich eingeteilt. Nehme ich den oberen Bereich von Karte 1 muss ich den unteren Bereich von Karte 2 nehmen. So weit ist alles klar.
Damit auch ich alles verstehe, gibt mir das Spiel zunächst haarklein vor, was ich machen soll.

Auf geht’s in Kapitel 2.

Hier bekommen wir unsere erste kleine Aufgabe, um das in Kapitel 1 gelernte anzuwenden. Der Archer soll mit einer einzigen Karte besiegt werden. Auch dies stellt keine besonders große Aufgabe dar und schon ist das Kapitel zu Ende.

Weiter geht’s mit Kapitel 3.

Jetzt kommen Fallen hinzu und mein textbasierter Trainer gibt mir die nächste Aufgabe.
Langsam macht sich der Frust breit. Das ist alles so furchtbar dröge und unnötig zerfahren. Jetzt aber nicht die Lust verlieren. Ich habe mir die Aufgabe gegeben mich hier durchzubeißen und das mache ich auch.
Die teilweise nur wenige Minuten langen Kapitel verstreichen und ich bin an dem Punkt angekommen, an dem ich zuletzt ausgestiegen bin. So circa in der Mitte der Tutorial-Kapitel denke ich, reicht jetzt auch. Wir haben hier einen nicht all zu schweren Kartenmechanismus und müssen taktieren, um Gegner zu besiegen. Ich könnte doch eigentlich mit der Kampagne starten. Aber Moment, an diesem Punkt war ich schon einmal. Hier habe ich beim letzten Mal aus Frust die Kampagne gestartet und dann wieder beendet. Dieses Mal soll alles anders laufen. Ich beiße mich durch das Tutorial!

Kapitel 8: Meisterin der Elemente.

Eine neue Klasse wird eingeführt. Nun steuere ich nicht mehr den Barbaren, sondern die Spruchweberin. Durch verschiedene Zauber und Angriffsmodifikatoren kann ich nun endlich mehr vom eigentlichen Spielablauf erkennen.
Beginne ich langsam zu verstehen, warum das Tutorial aufgebaut ist wie es ist?
Hat man sich hier einfach für eine digitale Variante eines Regelhefts entschieden, bei dem mir erst einmal kleinschrittig die Grundlagen erklärt und nach und nach neue Klassen gezeigt werden, damit ich direkt von 0 auf 100 ins Spiel starten kann?
So ist es. In den nächsten Kapiteln lerne ich also die verschiedenen anderen Klassen und deren offensichtlichsten Eigenheiten kennen.
Ich habe es tatsächlich geschafft. Am Thumbnail von Kapitel 11 prangt ein dicker gelber Haken. Geschafft!
Kann also los gehen. Auf in die Kampagne.

Mein Zwischenfazit

Bevor ich jedoch mit der Kampagne starte, möchte ich meine Gedanken zunächst über das Tutorial schweifen lassen und überlegen, warum es mir so verdammt schwerfiel, dieses zu beenden.
Der offensichtlichste Grund ist, dass ich mit der falschen Einstellung an das Spiel herangetreten bin. Ich habe das typische Tutorial eines Videospiels erwartet.
Ich habe erwartet, dass sich mir die Welt direkt eröffnet und ich nach und nach die Kniffe des Spiels lerne, während ich mich schon mit der Spielwelt vertraut machen kann. Jedoch haben wir hier kein normales Videospiel, sondern eine Versoftung eines Brettspiels.
Ich habe das Brettspiel nicht gespielt und bisher auch noch mit niemandem groß drüber gesprochen, gehe aber davon aus, dass sich die digitale Kampagne nah am Brettspiel anlehnen wird. Beim Brettspiel wird erst die Regel gelesen und dann das Spiel gespielt. Warum sollte sich das hier also ändern? Wäre mir dieser Gedanke nur früher gekommen…

Aber warum muss man ein solch dröges Tutorial machen? Wenn ich mir die digitalen Versionen von Brettspielen auf Boardgamearena anschaue, haben diese teilweise weitaus komplexere Regeln, die trotzdem stringent in einem häufig gut gemachten Tutorial erklärt werden. Hier bekomme ich meist innerhalb eines simulierten Spiels die Regeln beigebracht. Warum also hier diese komische Kapitelform?
So richtig kann ich mir dies auch jetzt noch nicht beantworten. Ich könnte mir vorstellen, dass es so einfacher ist, später noch einmal etwas nachzuschlagen oder die Regel häppchenweise erklärt zu bekommen. Vielleicht haben sich die Designer auch daran orientiert, dass nicht unbedingt nur Brettspieler Gloomhaven als Videospiel ausprobieren möchten.
Nichtsdestotrotz hätte mir als versierten Videospieler und mittlerweile eigentlich schon recht erfahrenen Brettspieler ein zusammenhängendes und ins Spiel eingebettetes Tutorial besser gefallen. Ich sehe ein, dass ein vorgeschaltetes Tutorial die Kampagne zu Beginn sicherlich verwässern könnte, aber warum nicht eine richtige Tutorial-Kampagne entwerfen, um einen besseren Flow in das Erlernen der Spielprinzipien zu bekommen?
Nunja, wir werden es sicherlich nie erfahren, haben uns aber jetzt endlich bis zum Kampagnenstart durchgekämpft.

Ich werde nun meine Charaktere erstellen und dann geht’s los. Die ersten Schritte in der Kampagne sind zum Greifen nahe.

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